Entweder ist jetzt der Wurm drin oder irgendetwas da draußen will mir sagen, ich soll keine Whale-Watching Tour unternehmen. Schon wieder fange ich aber mit dem Ende an.
Der Tag begann damit, dass ich in Bar Harbor ausgecheckt und mich auf den Weg weiter Richtung Norden gemacht habe. Das Tagesziel lag zwar nur 50 Meilen nördlich, aber um dahin zu kommen, habe ich einen 300 km langen Umweg gemacht und mir die Landschaft von Maine angesehen, in die sich scheinbar weniger Touristen verirren. Dabei ist mir aber dann auch aufgefallen, warum ich bisher weniger Bilder als auf meiner letzten Tour gemacht habe. Während damals an allen sehenswerten Stellen auch ein Aussichtspunkt war, wo man halten und sich umsehen konnte, so ist hier in den ersten Tagen an diesen Stellen sehr oft alles mit "Hier auf keinen Fall auch nur stehen bleiben" beschildert oder der Fahrbahnrand direkt so blockiert gewesen, dass zum Anhalten keine Chance war.
Heute war ich auf einigen Abschnitten dann sogar ganz alleine unterwegs, so dass ich mal ein paar Fotos von der Landschaft machen konnte.
Ein Ziel und Grund des Umweges war es, den östlichsten Punkt der USA zu besuchen. Den Leuchtturm West Quoddy Head Lighthouse bei der Stadt Lubec am Ausgang der Bay of Fundy und eigentlich jedes Land, was man von hier aus sieht, ist schon Canada.
Hier kam mir der Gedanke, dass in meinen Kamerarucksack auch noch ein kleines Fernglas gehört. Eine handvoll Leute standen hier und schauten mit eben solchen auf die Bucht hinaus und suchten sie nach Walen ab. Etwa eine Stunde stand ich dort und habe nicht wirklich etwas von diesen Tieren gemerkt. Nur einmal kurz steckte etwas seinen Kopf heraus, was ich einfach mal als Seelöwen bezeichnet habe. Das Tier, was immer es war, war zu weit weg, um es wirklich zu erkennen.
In der Zeit kam aber auch etwas Wehmut auf. Ziemlich ganz genau 18 Jahre ist es her, dass ich da draußen mit der Marine unterwegs war und Halifax besucht habe.
Irgendwie habe ich das Meer schon immer geliebt. Und erst vor wenigen Wochen haben die Berge Bayerns einmal mehr bewiesen, dass ich das Meer ihnen jederzeit vorziehen würde.
Aber dann hieß es irgendwann, Abschied zu nehmen. Von nun an geht die Tour weg von der Atlantikküste. Naja, ok. Nicht ganz. Ich tausche die Atlantikküste gegen die Ufer eines Flusses.
Heute Nachmittag ging es aber erst einmal über Land zurück nach Bangor.
Ich meine, es wäre so um 1993 gewesen, dass mein Vater mir ein rotes Taschenbuch in die Hand gedrückt hat, welches er geschenkt bekommen hat, es ihn aber nicht interessierte. Taschenbuch fand ich damals sehr gewagt für ein Buch mit 1056 Seiten. Es war das Buch "ES" von Stephen King, welches mich gefesselt und eine Liebe geweckt hatte, die sehr lange anhielt. Ein ganzes Regal meiner Bücher sind Stephen King Bücher.
Stephen King ist zwar in Portland/Maine geboren, seine Werke als Schriftsteller entstanden aber, zum größten Teil, in und um Bangor und sehr viele Orte und Plätze in Maine inspirierten seine Fantasien. Das Buch ES (und auch andere Werke) spielt zwar in der fiktiven Stadt Derry aber Bangor stand Pate für diese Stadt. Einige Orte aus diese Werken sind hier zu sehen und hier war ich mal ganz Fan und habe den Nachmittag damit verbracht, durch Bangor zu laufen und mir ein paar dieser Plätze anzusehen.
Leider bin ich dabei aber auch vom Regen eingeholt worden und während ich hier schreibe, regnet es sogar ziemlich heftig da draußen.
Das erste Ziel war natürlich das Haus, in dem Stephen King wohnt. Wohnen soll, muss man besser sagen. Er verbringt zwar immer noch sehr viel Zeit in Bangor und ist wohl auch ein großer Mäzen in der Stadt, dem man auch begegnen kann, wenn man nur lange genug hier ist, aber er hat wohl auch ein Anwesen in Florida um der Kälte hier zu entfliehen.
Außerdem habe ich heute gehört, weiß aber nicht, ob es stimmt, dass er am anderen Ende der Straße, in der sein Haus steht, ein weiteres Haus gekauft haben soll, in dem er lebt, da vor seinem Haus doch immer wieder Touristen halten und sich das Anwesen ansehen. Es ist aber auch ein recht offenes Geheimnis und steht in jedem Reiseführer oder auf Wikipedia, so dass es leicht zu finden ist.
Das Haus von Stephen King. |
ES dreht sich ja um den Clown Pennywise, dem mehrere Kinder begegnen. Eine Begegnung macht "Stan" bei einer Vogelbeobachtung. Er sitzt auf einer Bank und beobachtet ein Vogelbad und dann dreht er sich um und begegnet dem Clown in einem Wasserturm. Ich schreibe dies, weil es hier genau so aussah.
Hier das Vogelbad. |
Und auf der anderen Seite der Straße, der Wasserturm. |
Auch den Kenduskeag, die Barrens und den Penobscot River habe ich gefunden, aber entweder im Regen keine Bilder gemacht oder sie sind nicht so gut geworden. Eines habe ich aber noch geschossen. Schon auf meiner letzten Tour habe ich ein paar der "Muffler-Men" Fiberglas-Skulpturen fotografiert, welche mir, vor allem entlang der Route 66, begegnet sind. So gibt es auch eine dieser Statuen in Bangor. Es ist eine Statue von Paul Bunyan. Einem sagenhaften Holzfäller, dem ich auch schon, mit einem Hot-Dog in der Hand, in Cicero bei Chicago begegnet bin. Die Skulptur hier ist die größte von Paul Bunyan weltweit. Wobei der scheinbar nur in Amerika bekannt ist.
Diese Skulptur kommt auch im Roman ES vor und erweckt darin zum Leben.
So, jetzt habe ich fast genug zu Stephen King geschrieben und auch in den letzten Tagen einige Filme erwähnt. Ich gebe zu, das muss ein Ende haben, aber ein letztes Foto noch, den dieser Ort ist mir heute schon früh begegnet und ich habe ihn sogar wiedererkannt. Das folgende Haus diente als Location für den Film Friedhof der Kuscheltiere.
So, mehr Filmreminiszenzen sind während meiner Reise nicht geplant. versprochen.
Mein Motel liegt direkt am Rand von Bangor und war bisher das günstigste meiner Reise. Dafür war ich mehr als angenehm überrascht. es ist ein großes, sehr sauberes, Zimmer und, das kann man schlecht auf Bildern wiedergeben, es riecht sogar gut. Auch das ist nicht immer selbstverständlich. Hier könnte ich es aushalten.
Allerdings geht es morgen schon wieder weiter und damit zurück zu den anfangs erwähnten Problemen. Es soll ja immer noch eine Whale-Watching Tour anstehen und ich habe einen Ort gefunden, den ich in meine Tour einbauen kann, wenn ich dafür einen Tag überspringe. Denn die letzte Tour dieses Jahres findet übermorgen statt. Ich muss also morgen dahin, um übermorgen um 9 Uhr das Schiff zu besteigen.
Das bedeutet zwar, dass ich die zweite Hälfte der Reise etwas ausdehnen muss, aber dafür wird es dann genug Museen und solche Sachen geben, dass ich das schaffen werde. Also, wollte ich die Wal-Tour diesmal im Internet klar machen, damit mir nicht wieder etwas passiert wie gestern in Bar Harbor. Zuerst einmal ein Hotel für die nächsten beiden Nächte ausgesucht. Das ging schnell und war wieder günstig. Sogar noch günstiger als für diese Nacht. Ich bin gespannt, was da raus kommt.
Dann ging es an die kostenpflichtige Reservierung für die Schiffstour.
Erst sah alles aus, als würde es reibungslos funktionieren, als ich aber alle Zahlungsinformationen absenden wollte, hing sich die Seite auf und ich weiß nun nicht, ob ich reserviert habe oder nicht.
Ich kann die Reservierung nicht wiederholen, denn habe ich sie abgeschickt, würde ich sie doppelt bezahlen. Habe ich sie nicht abgeschickt, kann es passieren, dass ich wieder ein ausgebuchtes Schiff vorfinde und dann ein Hotel für zwei Nächte habe, wo ich nur eine brauche. Alles unschön.
Morgen früh werde ich versuchen, da anzurufen und ich habe auch schon eine Mail-Anfrage abgeschickt. Irgendwie muss das klappen.
Bei allem Pech, welches ich aber so weit mit den Walen hatte, befürchte ich, ich werde es auf das Schiff schaffen, aber keines der Tiere wird sich zeigen. Na ja, auch das werde ich überleben. Könnte schlimmer sein, könnte regnen. Ach ja, das soll es ja morgen auch noch ganztägig. Hm.