Montag, 8. Oktober 2018

Scranton - Newark

Ich bin auf dem Flughafen. Die letzten Stunden und Kilometer Autofahrt verliefen reibungslos. Der Verkehr nahm in Richtung New York City zu, aber nicht so, dass es zu einem Stau kam. Die Autorückgabe war auch ein Kinderspiel, nur das Tanken vorher. Im Umkreis der Rückgabestellen aller Mietwagenfirmen, fiel mir nur eine einzige Tankstelle auf und die verlangte entsprechend stolze Preise. Bei der Mietwagenübernahme wurde mir ein Angebot gemacht, zu bezahlen, dass man den Wagen auch leer zurückgeben darf. Leider weiß ich nicht, was dieses gekostet hätte, aber solltet ihr diese Frage gestellt bekommen, bei einem Preis unter 30 Dollar lohnt es sich, wenn man den Tag, wie ich es getan habe, ziemlich leer fährt. Ansonsten, Vor Newark noch mal tanken und da nur noch auffüllen, wäre sicher auch günstiger gewesen.

Nun ja, egal. Ich sitze am Flughafen und habe noch drei Stunden, bevor ich mein Gepäck überhaupt aufgeben darf, bin also zu früh hier, aber sicher ist sicher. 
Also kann ich die Zeit nutzen, um noch ein paar Dinge zu erzählen, die ich spät abends nicht mehr geschafft oder einfach vergessen habe. Mal sehen, wie weit ich damit komme. Ansonsten kommt morgen oder übermorgen noch einmal ein Eintrag.

Da ich ja noch etwas über die Niagara Fälle erzählen wollte, fange ich mal von hinten und damit an.
Auf die Richtigkeit meiner Worte ist nur soweit verlass, wie ich sie von den Touristenführern vor Ort erfahren habe. Demnach bekamen die Niagara Fälle von den dort ansässigen Irokesen ihren Namen, denn das Wort bedeutet soviel wie "Donnerndes Wasser", was ziemlich glaubhaft klingt, wenn man sich den Lärm dort anhört. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Fälle durch Erosion langsam flussaufwärts bewegt, was nun jedoch, durch den Mensch, deutlich eingeschränkt wurde.
Wäre ja noch schöner, wenn beide Städte, die Niagara Falls heißen, eine auf kanadischer, eine auf der US-Seite, in tausend Jahren ein paar Meter weiter weg von den Fällen liegen. Aber nein, das ist nicht der wahre Grund.
Im 19. Jahrhundert waren die Fälle sicher ebenso beeindruckend, aber für Touristen lange nicht so schön anzusehen gewesen. Industrie hatte sich angesiedelt, die die Wasserkraft zum Antrieb von Maschinen genutzt hat. Die Küstenseiten müssen voll von Fabriken gewesen sein, die auch ihre Abwasser in den Fluss leiteten und schwarzen Rauch in die Luft abgaben. 
Ein reicher Mann, der in die Gegend kam und dessen Name ich mir natürlich nicht merken konnte, kam in die Gegend, sah dass und beschloss, dagegen etwas zu unternehmen. Er versammelte weitere reiche Männer um sich, von denen ich einen Namen schon mal gehört hatte und der mir daher in Erinnerung blieb, J.P. Morgan, die das ganze mitfinanzierten und noch weitere Berühmtheiten, die zumindest ihren Zuspruch gaben, darunter Mark Twain, und diese beseitigten auf US-Seite alle Industrie und legten den Park an, der noch heute als Niagara Falls State Park existiert und der ein Vorbild und Ursprung des heutigen Nationalpark Systems der gesamten USA dient.
Ganz wollte man aber die Wasserkraft nicht ungenutzt lassen und die Bühne betrat Nikola Tesla, der aus Serbien in die USA ausgewandert war und der hier sein oft unbesehenes, aber vielleicht größtes Werk schuf. Den Tesla Generator. Mit George Westinghouse, dem Großindustriellen zusammen, nutzte er hier die Wasserkraft, um mit Generatoren Wechselstrom zu erzeugen und somit, im Prinzip, das erste Wasserkraftwerk. Mit dem Strom erhellte man erst Niagara Falls und als dann, wenige Jahre später, die Weltausstellung in Buffalo, also in nur etwa 30 Kilometer Entfernung, stattfinden sollte, nutzten sie die Gelegenheit und brachten ihren Strom dort hin. Die ganze Weltausstellung war wohl ein einziges Lichtermeer. Was heute eher oft negativ gesehen wird, war damals das große Highlight, im wahrsten Sinne, und gewann wohl den Ausstellungspreis. Selbst heute existierende Wasserkraftwerke sind wohl immer noch nach diesem Vorbild aufgebaut. 
Auch heute existieren an den Niagarafällen noch Wasserkraftwerke und damit zurück zur Erosion, die Wassermenge, die heute über die Fälle läuft, wird gesteuert und über den Tag nicht konstant. Es wird dafür gesorgt, dass es für die Touristen immer ein beeindruckendes Naturschauspiel ist, aber es wäre wohl deutlich noch mehr Wasser, wenn dies nicht geschehen würde. Dort wird das als Beispiel dafür gesehen, wie man, auf der einen Seite, die Natur in all ihrer Schönheit bewundern, sie sich aber trotzdem zu nutze machen kann.
Ich fand dies sehr spannend, ich hoffe ihr auch. Auf jeden Fall kann ich nur sagen, hinreisen, ansehen.

Ich bin auch gefragt worden, nach den Unterschieden zwischen Kanada und den USA. Ich muss sagen, sehr viele gab es nicht. Das Volk kennt, in den Gegenden, in denen ich war, weniger Grenze, als es die Politik tut und ein Grenzübertritt ist, außer der Passkontrolle, ähnlich wie, wenn wir in die Niederlande fahren, nur dass es Tempolimits auf Autobahnen auf beiden Seiten gibt.
Das die Kanadier viel freundlicher sein sollen, als die Amerikaner sind, konnte ich nicht feststellen. Zu mir waren auf beiden Seiten Menschen sowohl äußerst hilfsbereit und freundlich, als auch unfreundlich geschäftlich.
Gestern, beim Football, hatte einer der Männer eine interessante Idee dazu. Er hatte Deutschland vor einigen Jahren viel bereist und auch festgestellt, dass die Menschen bei uns sehr freundlich waren, was man auch nicht immer vermuten würde. Aber er meinte, man kommt auch nur in Kontakt mit Menschen, die selber offen für Kontakt sind. Und solche Menschen sind von Grund auf schon vorurteilsfreier und damit freundlich eingestellt. Man bemerkt die Menschen, die einem helfen und nicht die, die es nicht tun. Ger nicht so dumm.
Als Beispiel dafür kam mir wieder mein "Plattfuß" in Montreal. Ich hielt an einem Supermarkt und fragte nach dem Weg, wo ich etwas finden könnte. Von mehreren Leuten um mich herum sagte einer: "Das ist da und da, ich muss da vorbei, fahr mir nach, dann findest Du das." Wer weiß, wie hilfsbereit und freundlich die anderen Menschen gewesen wären, so waren mir, in dem Moment, aber alle erst einmal scheinbar freundlich, denn ich bekam unkompliziert Hilfe.

Aber zurück zu den Unterschieden. Ein großer ist der, die Kanadier benutzen das metrische System. Man sollte meinen, angenehmer, aber nach der ersten Woche USA hatte ich mich ein wenig an die Meilen gewöhnt und der Tacho auf dem Auto gibt auch fast alles nur in Meilen an.
Der Bereich Kanadas, in dem ich war, war überwiegend bis fast ausschließlich französisch sprechend, was dazu führte, dass die Verständigung nicht immer sehr gut war und der Anschluss nicht überall einfach. Das änderte sich erst wieder in Toronto. Dort war englisch wieder die Hauptsprache. Aber von dort in Richtung Norden findet man mehr und mehr, die gar kein englisch sprachen. Also kein Wort verstanden oder verstehen wollten.

Gab es sonst Unterschiede, die mir aufgefallen sind? Ich überlege und mir fällt nicht wirklich etwas ein. Die Unterschiede in den Landschaften, die ich nun aus den USA kenne, vor allem zwischen den Nord- und Südstaaten, sind deutlich größer. Und damit meine ich nicht nur die in den Köpfen der Menschen seit dem Sezessionskrieg.
Der Unabhängigkeitskrieg ist weniger festgesetzt. Die Kanadier sind stolz, als Loyalisten Großbritannien noch als Bruder zu haben, die Queen ist auf der 20 Dollar Note, aber auch die Gegenden in NeuEngland sehen Großbritannien eher als Cousin, mit dem man mal im Streit war und sowohl die Zeit vor, als auch die Zeit nach der Unabhängigkeit ist einfach Geschichte.
Ohne diese hätte man ja nicht all das, auf dem das Land gegründet ist. Die Verfassung mit vielen ihrer Zusätze, die die USA ja als Demokratie in der ganzen Welt verteidigen, ist heiliger als die Bibel. Und die ist hier noch deutlich heiliger, als sie es mittlerweile in Europa ist.
An erster Stelle steht die Flagge, aber dahinter das "In God we trust!", was ja schon auf jedem Geldschein steht.

Was gibt es sonst zu sagen? Mein persönliches Fazit ist, natürlich freue ich mich nach hause zu kommen, die Eltern wiederzusehen, Freunde, Kollegen, aber auf der anderen Seite könnte ich auch noch weiter fahren.
Ich wäre nur gerne unabhängiger dabei. Nicht an einen Zeitrahmen gebunden, damit man sich auch dann mal einen Tag Auszeit nehmen kann, wenn man ihn braucht, nicht wenn er gerade in die Reise passt. Aus dem gleichen Grund kann es leider auch mal passieren, dass man mitten im Wald, im Nirgendwo steht, wenn man eigentlich mal etwas Trubel, Nachtleben, etc braucht, oder dass man nur Hochhäuser und Verkehr und Menschen um sich hat, wenn man gerne mal am Meer sitzen würde, um den Sonnenaufgang zu genießen.
Aber heute musste ich kurz die Appalachen über- bzw. durchqueren, sah die großen Hügeln mit all den bunten Bäumen, überquerte den Delaware, (ok in die andere Richtung, als es George Washington getan hat, auch ohne Pferde und ohne Armee und auch wahrscheinlich an einer anderen Stelle, siehe Gemälde) und dachte mir, wenn ich jetzt hier rechts abbiege, dann komme ich nach zwei, drei Stunden wieder in die Great Smokey Mountains und genieße die Natur dort. Von da aus kommt man schnell nach Nashville, lauscht der Country-Musik. Überquert den Mississippi und fährt die Route 66 nach Kalifornien, blickt dabei in den Grand Canyon, besucht Las Vegas und..., da war die Ausfahrt auch schon vorbei und es hilft ja nichts, es geht heim.
Aber nach der Reise ist vor der Reise, der nächste Urlaub kommt bestimmt und eine ähnliche Reise werde ich sicher wieder machen. Vielleicht dann mal nicht in die USA, aber die Welt ist überall schön. Außerdem muss ich dann auch wieder länger fahren, ich habe das Gefühl, erst in der zweiten Woche werde ich kreativer beim Schreiben, was meint ihr? Man kann sich auch auf einer längeren Reise mehr Zeit nehmen. Hier habe ich doch ziemlich viel in ziemlich kurzer Zeit gesehen und war abends meist recht müde.

Insgesamt habe ich auch wieder 2900 Meilen mit dem Auto zurückgelegt und dazu noch die ein oder andere Meile zu Fuß. Angst habe ich etwas vor der Waage morgen. Ich glaube, das Essen hier hat mir wieder das ein oder andere Kilo zurückgebracht, das ich im letzten Urlaub so fleißig abgewandert habe. In 15 mehr oder weniger schöne Motels und Hotels habe ich dabei übernachtet. (Ach ja, hier gab es einen Unterschied zwischen Kanada und den USA, in den USA findet man eigentlich immer, wenn es keinen Kühlschrank gibt, eine Eismaschine und immer Getränkeautomaten.) Natürlich habe ich auch einiges an Geld ausgegeben. Bei den Hotels mehr als erhofft, da war es im Süden oder einfach vor zwei Jahren deutlich billiger. Aber auch nicht wirklich so, dass es jetzt jedes Budget gesprengt hätte. Meine Ausgaben sind immer noch in dem Rahmen, den ich geplant habe. Wer ähnliches spart, zu zweit ist es deutlich günstiger, da man Zimmer bucht und keine Personenzahl. Viele Zimmer sind mindestens für zwei Personen zum gleichen Preis ausgelegt, manche sogar für vier.

Ich möchte meine beiden USA-Reisen eigentlich nur bedingt vergleichen, da es völlig verschiedene Regionen waren, als ob ich Schweden gegen Spanien vergleiche, was so auch von der Distanz ja locker hin kommt, aber auf jeden Fall empfehle ich für die Reisen immer den Herbst, Anfang Oktober. Die bunten Wälder, die sich immer wieder ausstrecken, so weit der Blick reicht, sind einfach nur wunderschön. Natürlich ist es in NeuEngland oder in Kanada dann schon kälter, als es am Golf von Mexiko war, aber während der Golf von Mexiko für mich schon vom Namen her zum Baden einlädt, finde ich es viel passender, an den schroffen Felsküsten im Norden, den Wind um die Nase zu spüren, an der Windjacke auch mal den Kragen aufzustellen und die wilde Brandung vom Wind  gepeitscht, gegen die Felsen branden zu sehen.
Boston und Umgebung waren für mich schon geschichtlich ein Höhepunkt, aber die ganze Küste von New York City bis hinauf zur kanadischen Grenze bietet sehr viel Schönheit und so wie es mir Spaß gemacht hat, ganze Tage auf dem NatchezTrace- oder Blueridgeparkway zu verbringen, genauso so viel Spaß hat es mir gemacht, die Scenic Byways entlang der Küstenlinie zu befahren.
Wie bereits aber erwähnt, auf den Parkways gab es deutlich mehr Möglichkeiten, auch einfach mal anzuhalten und die Schönheit zu genießen, heute gab es in den Appalachen sogar auf der Autobahn einen Parkplatz, der als Scenic Overlook gekennzeichnet war. Das fehlte mir etwas an der Küste und man kann sicher tolle kleine Plätze finden, aber dazu muss man sehr viel Glück haben oder die Reise deutlich akribischer vorbereiten, als ich es diesmal getan habe.

Was ich über die Fahrt entlang der Küste gesagt habe, gilt ebenso für die Fahrt entlang des Sankt-Lorenz-Stroms. Die Städte Montreal, Quebec und Toronto haben mich jetzt nicht so begeistert, wie es Chicago, Nashville und New Orleans getan haben, aber auf jeden Fall bereue ich nicht, sie besucht zu haben. Schön waren sie. Am besten hat mir dabei Toronto gefallen, wobei alleine das Wetter schon ein Grund dafür sein könnte. 
Höhepunkte hier waren die Whalewatchingtour, wobei man diese vielleicht doch eher im Spätsommer und besser an einer anderen Stelle macht, die Basilika Notre Dame in Montreal und die Aussicht vom CN-Tower in Toronto.
Ohne Konkurrenz waren das Footballspiel, das ist einfach eine persönliche Sache, die nicht jeder teilen muss, die aber, alleine durch das Tailgating schon ein tolles Erlebnis war und natürlich die Niagara Fälle, die wirklich ein beeindruckendes Naturschauspiel ist. Mit einem Lächeln stand ich am Ufer und dachte mir, all die vielen Touristen, nur um Wasser beim Fließen zuzusehen, mehr braucht es nicht. Aber in Wahrheit ist es viel mehr. Man erlebt die Natur in all ihrer Gewalt und ihrer Kraft.
Der Mensch wird es nicht schaffen, die Natur zu zerstören, er schafft es maximal, die ein oder andere Art auszurotten und wahrscheinlich am Ende sich selbst, aber die Natur wird einen Weg finden, so wie es das Wasser hier schon machte, als nur ein paar Indianer dieses sahen.

Von den Wasserfällen habe ich ein paar Videos gemacht, von der Fahrt auf der Formel-1-Strecke in Montreal, auch von dem Lärm im Stadion in Buffalo. Diese will ich aber noch selber mal in Ruhe ansehen und wenn sie was geworden sind, dann werde ich sie hier noch einpflegen oder auf Facebook einstellen. Oder vielleicht bekomme ich die Gelegenheit, sie dem ein oder anderen persönlich zu zeigen.

Auf jeden Fall hoffe ich, etwas die Schönheit zu vermitteln, der ich auf meiner Reise begegnet bin. Vielleicht konnte ich auch das Interesse für das ein oder andere wecken und, wie bei meiner ersten Reise, hat jemand etwas gefunden, was er sich nun selber einmal ansehen mag.  
Sollte dem so sein, dann schickt mir doch mal ein Foto von dort. 
Für Fragen, Tipps und Informationen stehe ich gerne bereit, schreibt mich an, sprecht mich an.

Mein Flug steht nun zum Check-In bereit und dann auch hoffentlich bald zum Boarding.
Hiermit verabschiede ich mich dann nun von denen, die als Leser durchgehalten haben und sage danke dafür. Wenn der Flug erst in Düsseldorf und nicht schon vorher im Atlantik landet, dann bin ich morgen früh wieder zu hause.

Euer Michael

Sonntag, 7. Oktober 2018

Niagara Falls - Scranton

Heute ist passiert, was ich zwei Wochen lang tapfer vermieden habe und was auch eigentlich nicht passieren sollte. Ich war bei McDonalds.  
Als es 21:00 Uhr wurde, dachte ich mir, es sei an der Zeit ein Motel zu suchen. Das habe ich auch in Scranton geschafft, aber die einzige Möglichkeit hier etwas zu essen zu bekommen, war halt leider McDonalds. So habe ich in den sauren Apfel, in Form von zwei Double Quarter Pounder gebissen.

Wer Scranton auf der Karte sucht, muss in Pennsylvania suchen. Ich bin nur noch etwa 200 km nordwestlich von Newark. Das heißt, selbst mit hohem Verkehrsaufkommen, sollte ich es pünktlich zu meinem Flugzeug schaffen. Es darf nur nichts schlimmeres passieren. Eben wäre das schon fast so weit gewesen. Einer der großen RAM´s meinte, so ein kleines Auto wie meines existiere gar nicht und wechselte einfach die Spur. Nur dank einer Vollbremsung landete ich hinter ihm, nicht unter ihm.

Am Morgen bin ich wieder mit Regen geweckt worden, der aber auch wieder aufhörte, sobald ich im Auto saß. Dafür wollte es heute nicht hell werden, die Wolkendecke brach nie auf.
Niagara Falls war schnell hinter mir gelassen und, an den Ufern de Erie-Sees, dann auch Kanada. Wieder die üblichen Fragen: "Was wollen Sie in den USA?", "Was machen Sie beruflich?" Dabei der Pass gescannt und ich war wieder in den USA. Genau genommen in Buffalo  und bald darauf auch am New Era Field. Dem Footballstadion der Buffalo Bills.
Da alles sehr reibungslos und schnell ging, befürchtete ich schon, ich bin zu früh hier, aber es war schon die Hölle los. Trotzdem habe ich noch, recht nah am Stadion, sehr gut einen Parkplatz gefunden und wurde in einer hinteren Ecke eingewiesen. Was mir Sorgen bereitete, denn ich wollte ja, nach dem Spiel, noch ein paar Kilometer machen. Auf dem Parkplatz, auf allen Parkplätzen, fand schon sehr viel Tailgating statt. Das Grillen und Essen aus den Kofferräumen, was man vielleicht schon mal in einer amerikanischen Serie oder einem Film gesehen hat.

Das Stadion, etwas im Boden versenkt, ohne Überdachung.

Der Parkplatz, mit ersten Grillständen.
Während ich einparkte, bemerkte eine Gruppe älterer Männer, die sich auch schon eingerichtet haben, mein Kennzeichen aus Tennessee, dem Staat der Auswärtsmannschaft. Das bedeutete, ich musste etwas Sport über mich ergehen lassen. Selbst als ich ihnen sagte, es sei nur ein Mietwagen.
Apropos, so viel vorweg. Morgen wünsche ich mir Regen. Die komplette Beifahrerseite ist etwas klebrig, da man entweder Bier oder Pepsi darüber ausgeschüttet hat.
Ich habe mich dann etwas umgesehen, bin aber nach nicht einmal 5 Minuten zu meinem Auto zurück und, siehe da...

Auch vor meinem Wagen, Tailgaiting.
So geht das überall. So viele haben Pavillons dabei, Tische, Campingstühle, mindestens einen Grill und sehr viel zu essen und zu trinken.

Da ich, als Tennessee-Fan, nicht so beliebt war, aber mit einem Augenzwinkern, habe ich mich erst mal etwas umgesehen.





Auf dem letzten Foto ist die "Barn", die Scheune. Die riesige Trainingshalle der Bills. Viele der Footballmannschaften haben riesige Trainingsgelände, aber eigentlich jedes Team hat so eine Halle. Der Sinn ist nicht nur, vom Wetter unabhängig zu sein. Die meisten dieser Hallen können so eingestellt werden, dass der Luftdruck darin reduziert ist, um Höhentrainingslager auch zu Hause zu haben. Es ist ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, wie hoch die Gehälter der Spieler sind, wie teuer all die Infrastruktur um so eine Mannschaft sein muss, was das alles kostet und dann machen die meisten dieser Mannschaften gerade einmal 16 Spiele im Jahr. Maximal 20. Und nur die Hälfte davon zu hause, vor dem heimischen Publikum.

Hier in Buffalo finden, an den Spieltagen, Aktivitäten für die Fans statt. Da hier noch nicht so viel los war, habe ich, zum allerersten Mal, einen Football geworfen, na ja es ging, aber das bedarf doch etwas Übung, und einen Field-Goal-Versuch gemacht. Letzteres klappte deutlich besser.
Wenn man da dann den Amerikanern zusieht, kommt schnell der Gedanke auf, dass jedes Kind lernt, so einen unförmigen Ball zu werfen, aber die wenigsten lernen, ihn zu fangen und kaum ein Kind, und auch kein Erwachsener, hat die Koordination, gegen einen Ball zu treten. Was hier eigentlich jedes Kind tut und so fast automatisch lernt, scheint dort nicht so üblich zu sein.






In der Halle sah ich dann ein Angebot für ein Bills-Trikot von einem Spieler aus dem Vorjahr, das für nur 10 US-Dollar verkauft wurde.  Da dachte ich mir, für den Preis werde ich nie wieder so ein Trikot bekommen und habe es mir gekauft.
Da nun damit aber auch mein Plan endgültig aufgegeben war, für Tennessee zu sein und ich mir das Jersey über gezogen habe, dachte ich an die Männer beim Tailgating. Außerdem wollte ich eh noch mal an mein Auto, um etwas zu trinken. Also habe ich denen das Trikot präsentiert und sie waren begeistert, Hände wurden geschüttelt, man wurde allen vorgestellt und ich sollte mir doch alles nehmen, was hier an Essen zur Verfügung stand. Von selbstgemachten Würstchen mit Brot und Zwiebeln über irgendwelche Shrimpshäppchen, Knabberzeug, Cookies, Muffins und Salat war eigentlich alles zu haben.
Fast zwei Stunden verbrachte ich dann mit den Leuten und man unterhielt sich über alles mögliche. Das ich, als Deutscher, dann aber ein Bier ablehnte, wurde fast ein zweiter Eklat, nach dem Nummernschild, aber dass ich noch in Richtung NewYorkCity aufbrechen wollte, wurde dann als Ausrede gelten gelassen.
Etwa eine halbe Stunde vor dem Spiel musste ich mich dann aber verabschieden, da man in getrennten Bereichen des Stadions saß, und ich bin ins Stadion gegangen, wo ich nicht das schönste Footballspiel gesehen habe, aber auf jeden Fall ein spannendes, was erst 2 Sekunden vor Schluss, zugunsten der Heimmannschaft, entschieden wurde. Die Stimmung war daher fantastisch und so ein Stadion kann sehr sehr laut werden. Beim Football vor allem, wenn die gegnerische Mannschaft in Ballbesitz ist. Die Fans versuchen dann, so viel Krach zu machen, dass die Spieler sich nicht verständigen können und Signale überhören.
Der Besuch hat auf alle Fälle viel Spaß gemacht und war für mich ein Erlebnis. Zum Glück blieb es auch trocken.


Als das Spiel aus war, bin ich zum Auto und habe festgestellt, bis Newark 585 Kilometer. Eine Stunde später waren es immer noch 586 Kilometer. Es hat sehr lange gedauert, aus dem Parkplatz und dem Stadionbereich zu entkommen. Nachdem dies aber geschafft war, lief es ganz ordentlich und ich habe in 4 Stunden 400 Kilometer schon geschafft.
Morgen muss ich bis 14 Uhr am Flughafen sein und brauche noch 180 Kilometer. Das sollte ich schaffen. Trotzdem habe ich vor, mir einen Wecker zu stellen, um früh aufzubrechen. Mittlerweile ist es auch schon nach 23:00 Uhr hier und das letzte Footballspiel des Tages geht gerade im TV zu Ende.
Daher soll es das auch für heute gewesen sein. Vielleicht  habe ich morgen am Flughafen noch Internet. Dann sollte ich auch noch Zeit haben, die Dinge zu schreiben, die noch fehlen, die ich vergessen habe.
Ansonsten melde ich mich erst Dienstag von daheim wieder.

Samstag, 6. Oktober 2018

Toronto - Niagara Falls

Geschafft. 
Das "Schlimmste" ist überstanden. Morgen bleibt der Rucksack mit der Kamera im Auto. Wenn es dann noch Bilder gibt, dann nur noch mit dem Handy gemacht. Auch die Bewegung wird auf ein Minimum beschränkt und lieber anderen beim Sport zugesehen.

Das Daumen drücken hat nicht geholfen, wie ich höre, habt ihr das gute Wetter zu hause behalten. Es regnete gar fürchterlich, als ich heute früh, so um 7:30 Uhr mit dem Auto aus der Tiefgarage des Parkhauses gefahren bin. 
Aus zwei Gründen wollte ich heute schon so früh los, ich wollte gemütlich aus Toronto herauskommen und ich wollte so viel Zeit wie möglich an den Niagarafällen verbringen. Beides hat gut geklappt. Unterwegs hatte es sogar aufgehört zu regnen.
Im Motel war man nicht so nett, mich so früh schon den Parkplatz benutzen zu lassen. Zumindest nicht kostenlos. Man wollte 5 Dollar extra. Umgerechnet etwa 3 Euro, das ging ja noch.

Dann ging es los, in Richtung des Flusses und der Fälle. Die sind ja eigentlich Schuld an der ganzen Reise. Vor ein paar Wochen schickte mir eine Freundin Fotos von sich an den Niagarafällen, während ich im Fernsehen American Football sah und ich dachte, da könnte ich jetzt auch sein. Also 30 km von dort. In Buffalo, Football gucken. Und der nächste Gedanke war, hey, warum nicht? Auf der Arbeit nach Urlaub gefragt, Flüge gebucht und nun ist es schon fast wieder vorbei.
Nur das Footballspiel in Buffalo, das steht noch aus.

Bevor ich den Fluss zu sehen bekam, konnte man ihn hören. Das gewaltige Tosen der Fälle, was einen ständig begleitet, solange man am Wasser ist. Dann sah ich sie aber auch, zuerst die Fälle auf der amerikanischen Seite, dann auch die Horseshoe-Falls auf der kanadischen. Genau in der Mitte des Flusses verläuft die Grenze zwischen den beiden Staaten.
Was man mir unbedingt empfohlen hat, ist eine Bootsfahrt, welche direkt in die Mitte der Horseshoe-Falls geht. Vier Boote fahren hier eingespielt im Wechsel, zwei von der amerikanischen Seite, die Maid-of-the-Mist-Boote, von denen man vielleicht im Fernsehen schon gehört hat, und zwei Hornblower-Boote auf kanadischer Seite.
Da an kanadischer Seite schon Hochbetrieb herrschte, bin ich, für den Preis von einem US-Dollar, über die Brücke auf die amerikanische Seite gegangen. Die Passkontrolle war ein Kinderspiel. 
Auf der US-Seite gibt es den Niagara-State-Park, der auf die Insel führt, die von den Fällen umflossen wird. So ging es in diesen und als allererstes zum Ticketschalter für die Bootstour. Hier war so wenig los, dass ich direkt mein "Ganzkörperkondom" bekam und auf das Boot konnte, welches nicht mal halbvoll war, als das Boot ablegte. Dann ging es an den amerikanischen Fällen vorbei und in die Horseshoe-Falls. 
Dort angekommen, habe ich keine Bilder mehr gemacht, denn es war nur noch nass, von der Gischt, die dort aufsteigt, aber der Anblick ist wirklich überwältigend, man spürt die ganze Kraft und Gewalt der Wassermassen um einen herum und dazu ist es wirklich auch ein überwältigender Anblick. Wer immer nach hier kommt, meiner Meinung nach und auch nach Meinung Anderer, mit denen ich gesprochen habe, diese Fahrt mit einem der Boote ist ein Muss.


Mit der linken Hand wurden Eichhörnchen gefüttert, mit der rechten Vögel.
Die American-Falls von der Brücke.

Die Horseshoe-Falls von der Brücke.

Und die gesamte Schlucht von der Brücke aus.

Die Brücke von Kanada in die USA

Das deutlich vollere Boot auf kanadischer Seite.


Die Caves of the Wind Tour unter den amerikanischen Fällen.

Das letzte Foto, bevor es sehr nass wurde.
Ein guter Tipp, wenn man die Niagara-Fälle besucht, schnell trocknende Kleidung, wasserfeste Schuhe und alles was man bei hat gut verpackt. Heute habe ich viermal geduscht, davon nur ein einziges mal unter einer Dusche. Einmal im Regen, der um die Mittagszeit für 10 Minuten heftig von oben kam und zweimal unter den Fällen. Und wenn man jede Tour hier mit macht, dann kann das noch mehr werden. Man bekommt zwar überall kostenlos diese Regenponchos, aber die gehen nicht über die Hosenbeine und Schuhe und es läuft auch mal was darunter.

Bei der zweiten Tour, welche ich mitgemacht habe, bekam ich sogar Badelatschen, da hier die Füsse richtig nass werden und man daher die eigenen Schuhe besser, in einer Tüte verpackt, bei sich trägt. Ich denke, mit meinen, noch, wasserdichten Wanderschuhen, wäre das nicht nötig gewesen, aber so habe ich ein paar Badelatschen von den Niagarafällen geschenkt bekommen.
Es handelt sich um die Cave of the Winds Tour, bei der man, auf amerikanischer Seite, bis unter die amerikanischen, bzw. die Bridal Veils Fälle geht und, wer es mag, kann sich unter den Wasserfall stellen. Ich habe es, aus Rücksicht auf meine gesamte Kameraausrüstung nicht gemacht, aber ich war auch so nah genug am Wasser, um auch hier richtig nass zu werden.

Ganz nah am Wasser.

Hier kann man richtig nass werden.


Ich bin dann auf amerikanischer Seite noch weiter durch den Park gelaufen und habe viele Bilder geschossen, die ich sicher nicht alle hier zeigen werde. Ich denke, auch so wiederholen sich die Bilder hier, aber heute drehte sich halt alles um die Fälle.
So also noch ein paar Bilder aus dem Park oder vom Rückweg auf die kanadische Seite.
Hier musste ich etwa 30 Minuten warten, weil so viele durch die Grenzkontrolle wollten, aber als ich an die Reihe kam, ging das etwa so: "Was wollen Sie in Kanada?" "Zurück zum Motel." "Ok, schönen Tag noch." Dabei wurde mein Pass gescannt und fertig. Ich hoffe, so schnell klappt das auch morgen, wenn ich die Grenze mit dem Auto überquere.








Dann war ich noch auf der kanadischen Seite einmal bis ganz an die Fälle heran gegangen und muss sagen, auf kanadischer Seite hat man die bessere Übersicht, aber wenn man nah an die Fälle heran will, dann ist die US-Seite doch die spannendere Erfahrung und der Niagara-Falls State Park ein weiteres Muss.





Nachdem ich nun die Fälle komplett abgelaufen bin, so die ganze Schlucht umrundet habe, bin ich zum Motel, um einzuchecken und zwei Stunden die Beine hochzulegen.
Vor Sonnenuntergang bin ich dann aber doch wieder los und habe sogar Flecken blauen Himmels gesehen, das Wetter war einigermaßen schön. Aber auch nur bis die Sonne wirklich untergegangen war, danach fing es wieder leicht zu regnen an und der Himmel war wieder zugezogen.
Dafür konnte ich ein anderes Schauspiel genießen. Die Fälle werden, sobald es dunkel wird, mit riesigen Strahlern angestrahlt. Und wenn ich es richtig verstanden habe, findet auch jeden Samstag ein Feuerwerk in der Schlucht statt. (Davon gibt es keine Fotos.)

Wenn man ein Hotel sucht, mit Blick auf die Fälle, dann sind diese die erste Wahl. Auch der runde Turm ist ein Hotel.





Erkennt man die US-Amerikanische Flagge?

Und hier die kanadische Flagge?
Danach bin ich dann noch in die Stadt gegangen. Eigentlich eine große, fest installierte Kirmes. Überall irgendwelche Vergnügungseinrichtungen, wie Labyrinthe, Gruselkabinette, Minigolfanlagen, sogar eine Go-Kart Bahn und ein Schwimmbad auf einem Parkhaus, wechseln sich hier ab mit Bars und Restaurants. Und natürlich auch Casinos. Hier ist einfach die Hölle los.

 










In einem der Casinos war ich auch noch und war einmal mehr beeindruckt davon, wie viel Geld in wie kurzer Zeit den Besitzer wechseln kann. Und eigentlich immer in Richtung des Casinos. Wenn man dann noch sieht, wie manche Spieler aussehen, dann sind hier sicher schon ganze Existenzen verloren gegangen.
Alles was ich auf Anhieb verstanden habe, war das Roulette-Spiel und was an den Pokertischen geschah, wobei man da keine Zuschauer wollte. Für manche der Spielautomaten muss man, glaube ich, ein Studium abschließen. Viele von denen sahen sehr kompliziert aus. In einer Bar liefen ziemlich viele Sportveranstaltungen Live im TV, auf die wurden hier aber auch große Summen gewettet.



Hier werden sogar die Croupiers von Maschinen ersetzt.

Playstation konnte man hier auch spielen.
Eigentlich hatte ich noch ein paar Dinge mehr zu erzählen. Etwas über die Geschichte der Fälle und welche Rolle Nikolas Tesla dabei spielte, die noch bis heute Einfluss auf das Leben in den USA hat, aber es ist verdammt spät geworden. Zum einen war ich lange unterwegs und zum anderen ist das Internet hier so langsam, dass das Schreiben heute sehr lange gedauert hat. Ich hoffe, das Speichern klappt jetzt gleich wenigstens noch.

Morgen habe ich ja wenig zu schreiben, wenn ich dann daran denke und Lust habe, hole ich vielleicht noch das ein oder andere nach.

Scranton - Newark

Ich bin auf dem Flughafen. Die letzten Stunden und Kilometer Autofahrt verliefen reibungslos. Der Verkehr nahm in Richtung New York City zu...