Ich bin auf dem Flughafen. Die letzten Stunden und Kilometer Autofahrt verliefen reibungslos. Der Verkehr nahm in Richtung New York City zu, aber nicht so, dass es zu einem Stau kam. Die Autorückgabe war auch ein Kinderspiel, nur das Tanken vorher. Im Umkreis der Rückgabestellen aller Mietwagenfirmen, fiel mir nur eine einzige Tankstelle auf und die verlangte entsprechend stolze Preise. Bei der Mietwagenübernahme wurde mir ein Angebot gemacht, zu bezahlen, dass man den Wagen auch leer zurückgeben darf. Leider weiß ich nicht, was dieses gekostet hätte, aber solltet ihr diese Frage gestellt bekommen, bei einem Preis unter 30 Dollar lohnt es sich, wenn man den Tag, wie ich es getan habe, ziemlich leer fährt. Ansonsten, Vor Newark noch mal tanken und da nur noch auffüllen, wäre sicher auch günstiger gewesen.
Nun ja, egal. Ich sitze am Flughafen und habe noch drei Stunden, bevor ich mein Gepäck überhaupt aufgeben darf, bin also zu früh hier, aber sicher ist sicher.
Also kann ich die Zeit nutzen, um noch ein paar Dinge zu erzählen, die ich spät abends nicht mehr geschafft oder einfach vergessen habe. Mal sehen, wie weit ich damit komme. Ansonsten kommt morgen oder übermorgen noch einmal ein Eintrag.
Da ich ja noch etwas über die Niagara Fälle erzählen wollte, fange ich mal von hinten und damit an.
Auf die Richtigkeit meiner Worte ist nur soweit verlass, wie ich sie von den Touristenführern vor Ort erfahren habe. Demnach bekamen die Niagara Fälle von den dort ansässigen Irokesen ihren Namen, denn das Wort bedeutet soviel wie "Donnerndes Wasser", was ziemlich glaubhaft klingt, wenn man sich den Lärm dort anhört. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Fälle durch Erosion langsam flussaufwärts bewegt, was nun jedoch, durch den Mensch, deutlich eingeschränkt wurde.
Wäre ja noch schöner, wenn beide Städte, die Niagara Falls heißen, eine auf kanadischer, eine auf der US-Seite, in tausend Jahren ein paar Meter weiter weg von den Fällen liegen. Aber nein, das ist nicht der wahre Grund.
Wäre ja noch schöner, wenn beide Städte, die Niagara Falls heißen, eine auf kanadischer, eine auf der US-Seite, in tausend Jahren ein paar Meter weiter weg von den Fällen liegen. Aber nein, das ist nicht der wahre Grund.
Im 19. Jahrhundert waren die Fälle sicher ebenso beeindruckend, aber für Touristen lange nicht so schön anzusehen gewesen. Industrie hatte sich angesiedelt, die die Wasserkraft zum Antrieb von Maschinen genutzt hat. Die Küstenseiten müssen voll von Fabriken gewesen sein, die auch ihre Abwasser in den Fluss leiteten und schwarzen Rauch in die Luft abgaben.
Ein reicher Mann, der in die Gegend kam und dessen Name ich mir natürlich nicht merken konnte, kam in die Gegend, sah dass und beschloss, dagegen etwas zu unternehmen. Er versammelte weitere reiche Männer um sich, von denen ich einen Namen schon mal gehört hatte und der mir daher in Erinnerung blieb, J.P. Morgan, die das ganze mitfinanzierten und noch weitere Berühmtheiten, die zumindest ihren Zuspruch gaben, darunter Mark Twain, und diese beseitigten auf US-Seite alle Industrie und legten den Park an, der noch heute als Niagara Falls State Park existiert und der ein Vorbild und Ursprung des heutigen Nationalpark Systems der gesamten USA dient.
Ganz wollte man aber die Wasserkraft nicht ungenutzt lassen und die Bühne betrat Nikola Tesla, der aus Serbien in die USA ausgewandert war und der hier sein oft unbesehenes, aber vielleicht größtes Werk schuf. Den Tesla Generator. Mit George Westinghouse, dem Großindustriellen zusammen, nutzte er hier die Wasserkraft, um mit Generatoren Wechselstrom zu erzeugen und somit, im Prinzip, das erste Wasserkraftwerk. Mit dem Strom erhellte man erst Niagara Falls und als dann, wenige Jahre später, die Weltausstellung in Buffalo, also in nur etwa 30 Kilometer Entfernung, stattfinden sollte, nutzten sie die Gelegenheit und brachten ihren Strom dort hin. Die ganze Weltausstellung war wohl ein einziges Lichtermeer. Was heute eher oft negativ gesehen wird, war damals das große Highlight, im wahrsten Sinne, und gewann wohl den Ausstellungspreis. Selbst heute existierende Wasserkraftwerke sind wohl immer noch nach diesem Vorbild aufgebaut.
Auch heute existieren an den Niagarafällen noch Wasserkraftwerke und damit zurück zur Erosion, die Wassermenge, die heute über die Fälle läuft, wird gesteuert und über den Tag nicht konstant. Es wird dafür gesorgt, dass es für die Touristen immer ein beeindruckendes Naturschauspiel ist, aber es wäre wohl deutlich noch mehr Wasser, wenn dies nicht geschehen würde. Dort wird das als Beispiel dafür gesehen, wie man, auf der einen Seite, die Natur in all ihrer Schönheit bewundern, sie sich aber trotzdem zu nutze machen kann.
Ich fand dies sehr spannend, ich hoffe ihr auch. Auf jeden Fall kann ich nur sagen, hinreisen, ansehen.
Ich bin auch gefragt worden, nach den Unterschieden zwischen Kanada und den USA. Ich muss sagen, sehr viele gab es nicht. Das Volk kennt, in den Gegenden, in denen ich war, weniger Grenze, als es die Politik tut und ein Grenzübertritt ist, außer der Passkontrolle, ähnlich wie, wenn wir in die Niederlande fahren, nur dass es Tempolimits auf Autobahnen auf beiden Seiten gibt.
Das die Kanadier viel freundlicher sein sollen, als die Amerikaner sind, konnte ich nicht feststellen. Zu mir waren auf beiden Seiten Menschen sowohl äußerst hilfsbereit und freundlich, als auch unfreundlich geschäftlich.
Gestern, beim Football, hatte einer der Männer eine interessante Idee dazu. Er hatte Deutschland vor einigen Jahren viel bereist und auch festgestellt, dass die Menschen bei uns sehr freundlich waren, was man auch nicht immer vermuten würde. Aber er meinte, man kommt auch nur in Kontakt mit Menschen, die selber offen für Kontakt sind. Und solche Menschen sind von Grund auf schon vorurteilsfreier und damit freundlich eingestellt. Man bemerkt die Menschen, die einem helfen und nicht die, die es nicht tun. Ger nicht so dumm.
Als Beispiel dafür kam mir wieder mein "Plattfuß" in Montreal. Ich hielt an einem Supermarkt und fragte nach dem Weg, wo ich etwas finden könnte. Von mehreren Leuten um mich herum sagte einer: "Das ist da und da, ich muss da vorbei, fahr mir nach, dann findest Du das." Wer weiß, wie hilfsbereit und freundlich die anderen Menschen gewesen wären, so waren mir, in dem Moment, aber alle erst einmal scheinbar freundlich, denn ich bekam unkompliziert Hilfe.
Aber zurück zu den Unterschieden. Ein großer ist der, die Kanadier benutzen das metrische System. Man sollte meinen, angenehmer, aber nach der ersten Woche USA hatte ich mich ein wenig an die Meilen gewöhnt und der Tacho auf dem Auto gibt auch fast alles nur in Meilen an.
Der Bereich Kanadas, in dem ich war, war überwiegend bis fast ausschließlich französisch sprechend, was dazu führte, dass die Verständigung nicht immer sehr gut war und der Anschluss nicht überall einfach. Das änderte sich erst wieder in Toronto. Dort war englisch wieder die Hauptsprache. Aber von dort in Richtung Norden findet man mehr und mehr, die gar kein englisch sprachen. Also kein Wort verstanden oder verstehen wollten.
Gab es sonst Unterschiede, die mir aufgefallen sind? Ich überlege und mir fällt nicht wirklich etwas ein. Die Unterschiede in den Landschaften, die ich nun aus den USA kenne, vor allem zwischen den Nord- und Südstaaten, sind deutlich größer. Und damit meine ich nicht nur die in den Köpfen der Menschen seit dem Sezessionskrieg.
Der Unabhängigkeitskrieg ist weniger festgesetzt. Die Kanadier sind stolz, als Loyalisten Großbritannien noch als Bruder zu haben, die Queen ist auf der 20 Dollar Note, aber auch die Gegenden in NeuEngland sehen Großbritannien eher als Cousin, mit dem man mal im Streit war und sowohl die Zeit vor, als auch die Zeit nach der Unabhängigkeit ist einfach Geschichte.
Ohne diese hätte man ja nicht all das, auf dem das Land gegründet ist. Die Verfassung mit vielen ihrer Zusätze, die die USA ja als Demokratie in der ganzen Welt verteidigen, ist heiliger als die Bibel. Und die ist hier noch deutlich heiliger, als sie es mittlerweile in Europa ist.
Ohne diese hätte man ja nicht all das, auf dem das Land gegründet ist. Die Verfassung mit vielen ihrer Zusätze, die die USA ja als Demokratie in der ganzen Welt verteidigen, ist heiliger als die Bibel. Und die ist hier noch deutlich heiliger, als sie es mittlerweile in Europa ist.
An erster Stelle steht die Flagge, aber dahinter das "In God we trust!", was ja schon auf jedem Geldschein steht.
Was gibt es sonst zu sagen? Mein persönliches Fazit ist, natürlich freue ich mich nach hause zu kommen, die Eltern wiederzusehen, Freunde, Kollegen, aber auf der anderen Seite könnte ich auch noch weiter fahren.
Ich wäre nur gerne unabhängiger dabei. Nicht an einen Zeitrahmen gebunden, damit man sich auch dann mal einen Tag Auszeit nehmen kann, wenn man ihn braucht, nicht wenn er gerade in die Reise passt. Aus dem gleichen Grund kann es leider auch mal passieren, dass man mitten im Wald, im Nirgendwo steht, wenn man eigentlich mal etwas Trubel, Nachtleben, etc braucht, oder dass man nur Hochhäuser und Verkehr und Menschen um sich hat, wenn man gerne mal am Meer sitzen würde, um den Sonnenaufgang zu genießen.
Ich wäre nur gerne unabhängiger dabei. Nicht an einen Zeitrahmen gebunden, damit man sich auch dann mal einen Tag Auszeit nehmen kann, wenn man ihn braucht, nicht wenn er gerade in die Reise passt. Aus dem gleichen Grund kann es leider auch mal passieren, dass man mitten im Wald, im Nirgendwo steht, wenn man eigentlich mal etwas Trubel, Nachtleben, etc braucht, oder dass man nur Hochhäuser und Verkehr und Menschen um sich hat, wenn man gerne mal am Meer sitzen würde, um den Sonnenaufgang zu genießen.
Aber heute musste ich kurz die Appalachen über- bzw. durchqueren, sah die großen Hügeln mit all den bunten Bäumen, überquerte den Delaware, (ok in die andere Richtung, als es George Washington getan hat, auch ohne Pferde und ohne Armee und auch wahrscheinlich an einer anderen Stelle, siehe Gemälde) und dachte mir, wenn ich jetzt hier rechts abbiege, dann komme ich nach zwei, drei Stunden wieder in die Great Smokey Mountains und genieße die Natur dort. Von da aus kommt man schnell nach Nashville, lauscht der Country-Musik. Überquert den Mississippi und fährt die Route 66 nach Kalifornien, blickt dabei in den Grand Canyon, besucht Las Vegas und..., da war die Ausfahrt auch schon vorbei und es hilft ja nichts, es geht heim.
Aber nach der Reise ist vor der Reise, der nächste Urlaub kommt bestimmt und eine ähnliche Reise werde ich sicher wieder machen. Vielleicht dann mal nicht in die USA, aber die Welt ist überall schön. Außerdem muss ich dann auch wieder länger fahren, ich habe das Gefühl, erst in der zweiten Woche werde ich kreativer beim Schreiben, was meint ihr? Man kann sich auch auf einer längeren Reise mehr Zeit nehmen. Hier habe ich doch ziemlich viel in ziemlich kurzer Zeit gesehen und war abends meist recht müde.
Insgesamt habe ich auch wieder 2900 Meilen mit dem Auto zurückgelegt und dazu noch die ein oder andere Meile zu Fuß. Angst habe ich etwas vor der Waage morgen. Ich glaube, das Essen hier hat mir wieder das ein oder andere Kilo zurückgebracht, das ich im letzten Urlaub so fleißig abgewandert habe. In 15 mehr oder weniger schöne Motels und Hotels habe ich dabei übernachtet. (Ach ja, hier gab es einen Unterschied zwischen Kanada und den USA, in den USA findet man eigentlich immer, wenn es keinen Kühlschrank gibt, eine Eismaschine und immer Getränkeautomaten.) Natürlich habe ich auch einiges an Geld ausgegeben. Bei den Hotels mehr als erhofft, da war es im Süden oder einfach vor zwei Jahren deutlich billiger. Aber auch nicht wirklich so, dass es jetzt jedes Budget gesprengt hätte. Meine Ausgaben sind immer noch in dem Rahmen, den ich geplant habe. Wer ähnliches spart, zu zweit ist es deutlich günstiger, da man Zimmer bucht und keine Personenzahl. Viele Zimmer sind mindestens für zwei Personen zum gleichen Preis ausgelegt, manche sogar für vier.
Ich möchte meine beiden USA-Reisen eigentlich nur bedingt vergleichen, da es völlig verschiedene Regionen waren, als ob ich Schweden gegen Spanien vergleiche, was so auch von der Distanz ja locker hin kommt, aber auf jeden Fall empfehle ich für die Reisen immer den Herbst, Anfang Oktober. Die bunten Wälder, die sich immer wieder ausstrecken, so weit der Blick reicht, sind einfach nur wunderschön. Natürlich ist es in NeuEngland oder in Kanada dann schon kälter, als es am Golf von Mexiko war, aber während der Golf von Mexiko für mich schon vom Namen her zum Baden einlädt, finde ich es viel passender, an den schroffen Felsküsten im Norden, den Wind um die Nase zu spüren, an der Windjacke auch mal den Kragen aufzustellen und die wilde Brandung vom Wind gepeitscht, gegen die Felsen branden zu sehen.
Boston und Umgebung waren für mich schon geschichtlich ein Höhepunkt, aber die ganze Küste von New York City bis hinauf zur kanadischen Grenze bietet sehr viel Schönheit und so wie es mir Spaß gemacht hat, ganze Tage auf dem NatchezTrace- oder Blueridgeparkway zu verbringen, genauso so viel Spaß hat es mir gemacht, die Scenic Byways entlang der Küstenlinie zu befahren.
Wie bereits aber erwähnt, auf den Parkways gab es deutlich mehr Möglichkeiten, auch einfach mal anzuhalten und die Schönheit zu genießen, heute gab es in den Appalachen sogar auf der Autobahn einen Parkplatz, der als Scenic Overlook gekennzeichnet war. Das fehlte mir etwas an der Küste und man kann sicher tolle kleine Plätze finden, aber dazu muss man sehr viel Glück haben oder die Reise deutlich akribischer vorbereiten, als ich es diesmal getan habe.
Was ich über die Fahrt entlang der Küste gesagt habe, gilt ebenso für die Fahrt entlang des Sankt-Lorenz-Stroms. Die Städte Montreal, Quebec und Toronto haben mich jetzt nicht so begeistert, wie es Chicago, Nashville und New Orleans getan haben, aber auf jeden Fall bereue ich nicht, sie besucht zu haben. Schön waren sie. Am besten hat mir dabei Toronto gefallen, wobei alleine das Wetter schon ein Grund dafür sein könnte.
Höhepunkte hier waren die Whalewatchingtour, wobei man diese vielleicht doch eher im Spätsommer und besser an einer anderen Stelle macht, die Basilika Notre Dame in Montreal und die Aussicht vom CN-Tower in Toronto.
Ohne Konkurrenz waren das Footballspiel, das ist einfach eine persönliche Sache, die nicht jeder teilen muss, die aber, alleine durch das Tailgating schon ein tolles Erlebnis war und natürlich die Niagara Fälle, die wirklich ein beeindruckendes Naturschauspiel ist. Mit einem Lächeln stand ich am Ufer und dachte mir, all die vielen Touristen, nur um Wasser beim Fließen zuzusehen, mehr braucht es nicht. Aber in Wahrheit ist es viel mehr. Man erlebt die Natur in all ihrer Gewalt und ihrer Kraft.
Der Mensch wird es nicht schaffen, die Natur zu zerstören, er schafft es maximal, die ein oder andere Art auszurotten und wahrscheinlich am Ende sich selbst, aber die Natur wird einen Weg finden, so wie es das Wasser hier schon machte, als nur ein paar Indianer dieses sahen.
Von den Wasserfällen habe ich ein paar Videos gemacht, von der Fahrt auf der Formel-1-Strecke in Montreal, auch von dem Lärm im Stadion in Buffalo. Diese will ich aber noch selber mal in Ruhe ansehen und wenn sie was geworden sind, dann werde ich sie hier noch einpflegen oder auf Facebook einstellen. Oder vielleicht bekomme ich die Gelegenheit, sie dem ein oder anderen persönlich zu zeigen.
Auf jeden Fall hoffe ich, etwas die Schönheit zu vermitteln, der ich auf meiner Reise begegnet bin. Vielleicht konnte ich auch das Interesse für das ein oder andere wecken und, wie bei meiner ersten Reise, hat jemand etwas gefunden, was er sich nun selber einmal ansehen mag.
Sollte dem so sein, dann schickt mir doch mal ein Foto von dort.
Für Fragen, Tipps und Informationen stehe ich gerne bereit, schreibt mich an, sprecht mich an.
Mein Flug steht nun zum Check-In bereit und dann auch hoffentlich bald zum Boarding.
Hiermit verabschiede ich mich dann nun von denen, die als Leser durchgehalten haben und sage danke dafür. Wenn der Flug erst in Düsseldorf und nicht schon vorher im Atlantik landet, dann bin ich morgen früh wieder zu hause.
Euer Michael